Wirtschaftskanzleien - Vorstellungsgespräche
Die meisten Vorstellungsgespräche sind locker - eher
ein Geplauder zwischen Kollegen als ein harter Eignungstest.
Bei fast allen Kanzleien sollte man eine Antwort darauf parat
haben, weshalb man Anwalt werden will und weshalb man gerade
in eine Kanzlei dieses speziellen Typs gehen möchte (große
oder kleine, deutsche oder internationale Kanzlei). Fragen
nach Arbeitszeiten, Gehalt und Urlaub darf man ebenso stellen
wie die nach den Partnerchancen oder der Möglichkeit
eines Auslandsaufenthaltes. Weil man neben der objektiven
Daten doch auch immer das Bauchgefühl bei der Entscheidungsfindung
berücksichtigen muss, sollte man sich nicht scheuen,
zu fragen, ob man in der Kanzlei herumgeführt werden
kann, falls das nicht von Seiten der Gesprächspartner
automatisch vorgeschlagen wird. Etwas schwerer zu beantworten
ist die Frage, wie sehr man seine Präferenz für
ein bestimmtes Rechtsgebiet zeigen soll - prinzipiell macht
das einen guten Eindruck und man hat die Chance, in einer
Praxisgruppe unterzukommen, die einem liegt. Andererseits
kann es sein, dass man sich eine Absage einhandelt, wenn in
diesem Rechtsgebiet gerade nichts frei ist oder wenn sich
auf eine Anzeige zu viele Bewerber gemeldet haben - und man
sich so die Chance verbaut, in einem anderen Bereich der Kanzlei
unterzukommen.
Hier noch einige Anmerkungen zu einzelnen Kanzleien, die
auf eigenen Erfahrungen beruhen:
- Gleiss Lutz Hootz Hirsch (Stuttgart): nacheinander
etwa fünf lockere, zirka einstündige Gespräche
mit verschiedenen Associates und Partnern, zwischendurch
Small-Talk beim Mittagessen. Dabei lernt man den Partner
kennen, bei dem man später arbeiten wird, wenn man
sich auf eine bestimmte Stelle beworben hat. Kurze Zeit
später kommt dann im günstigen Fall eine Zusage.
Personalchefin Frau Prinz nimmt einen in Empfang und tritt
danach nie wieder in Erscheinung.
- Lovells Boesebeck Droste (Frankfurt): zunächst
zirka einstündiges Gespräch mit dem Hiring Partner
Thomas Schrell, der dann sagt, in welchem Bereich freie
Stellen vorhanden sind, bei zweitem Termin (ebenfalls rund
eine Stunde) lernt man dann die zuständigen Partner
kennen. Wenn sich zwischendurch mal niemand meldet, muss
das nicht unbedingt etwas schlechtes bedeuten: einfach nachhaken.
- Baker & McKenzie (Frankfurt): erste Runde dauert
etwa eineinhalb Stunden, hart, aber freundlich, mit einer
Handvoll Anwälten. Dann Mittagessen mit neuer Besetzung,
schließlich Einzelgespräch mit Personalchefin
Claudia Krug, die einen dann nochmals richtig in die Zange
nimmt. Ein paar Tage später im positiven Fall Einladung
für die zweite Runde, die so ähnlich abläuft
wie die erste, allerdings etwas kürzer.
- CMS Hasche Sigle Eschlohr Peltzer Schäfer:
erste Runde etwa einstündiges Gespräch mit einem
oder mehreren für die Personalplanung zuständigen
Partnern, nach einigen Tagen ggf. Zusage für zweite
Runde, wo man dann "seinen" künftigen Partner
kennen lernt.
- Allen & Overy: wenn in der Bewerbung das gewünschte
Arbeitsgebiet genau genug angegeben hat, trifft man bereits
beim ersten Gespräch "seinen" künftigen
Partner, danach noch einen jungen Kollegen, mit etwas Glück
kommt ein paar Tage später ein Jobangebot.
- White & Case, Feddersen: einstufiges Verfahren,
wenn man bereits seine Interessengebiete angegeben hat -
man trifft dann seinen künftigen Partner, einen für
die Personalplanung zuständigen Anwalt und eventuell
danach noch (in lockerer Atmosphäre, einzeln) einige
weitere Anwälte.
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